Veranstaltung: | 1. Entwurf Landtagswahlprogramm Mecklenburg-Vorpommern |
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Antragsteller*in: | Schreibgruppe (dort beschlossen am: 28.05.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.06.2020, 17:03 |
A9: Wissenschaft, Hochschule und Technologie in MV
Text
Innovative Technologien und ein produktives Wissenschaftsumfeld schaffen
Perspektiven und nachhaltiges Wachstum für die Zukunft. Ziel Bündnisgrüner
Politik ist es daher, den Wissenschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern dauerhaft
zu stärken, um langfristig die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus zu
reduzieren und Wohlstand zu sichern. Gleichzeitig sollen Nachhaltigkeit und
Verantwortungsbewusstsein mit Blick auf neue Technologien sichergestellt werden.
Um bestehende Potentiale besser zu nutzen, wollen wir Chancengleichheit weiter
ausbauen, wissenschaftlichen Nachwuchs gezielter fördern sowie die Vereinbarkeit
von Familie und Studium bzw. wissenschaftlicher Arbeit verbessern. Zudem sollen
neue Technologien gefördert, Kooperationen unter den bestehenden Hochschulen
gestärkt und die Vernetzung von Wissenschaft und lokaler Wirtschaft gestärkt
werden. Schließlich wollen wir die Kommunikation zwischen Wissenschaft,
Wirtschaft und Gesellschaft intensivieren, um Verantwortungsbewusstsein zu
stärken. Auf diese Weise wollen wir dazu beitragen die Attraktivität von
Mecklenburg-Vorpommern als Lebensumfeld auch in mehr wirtschaftliche Stärke zu
verwandeln.
Chancengleichheit schaffen! Um die Möglichkeiten der Pluralität in der
Bevölkerung auch nutzbar zu machen, sollte sich diese auch in den
wissenschaftlichen Institutionen widerspiegeln. Dazu gilt es nach wie vor
insbesondere die Situationen von Frauen in der Wissenschaft zu stärken,
z.B. durch eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
(Kitaplätze, Homeoffice, Doppelkarrieren, etc.) aber auch durch ein
allgemeines Umdenken hin zu einer stärkeren Wahrnehmung von Frauen und
Männern als “gleichberechtigt”, auch im akademischen Bereich. In selbiger
Weise sollen die Situation und Akzeptanz von Menschen mit
Beeinträchtigungen in der Wissenschaft gestärkt werden. Darüber hinaus
fordern wir ausländische Wissenschaftler und Studierende besser in die
Wissenschaftslandschaft zu integrieren, sowohl durch vermehrte Schaffung
englischsprachiger Studienangebote als auch eine Reduzierung formaler
Hürden.
Kernprojekte
Frauenförderung — Wir fordern eine verstärkte Anstrengung die Vorgaben des
Kaskadenmodells aus dem Landeshochschulgesetz auch umzusetzen.
Insbesondere sollen klare Zielvorgaben mit den Hochschulen vereinbart
werden, die bei Nichterreichen auch Mittelkürzungen nach sich ziehen
können.
Integration ausländischer Studierender, Mitarbeitender und Gäste - Um die
Attraktivität der Hochschulen des Landes für internationale Gäste zu
verbessern fordern wir die Schaffung klarerer Strukturen auf verschiedenen
Ebenen. So sollen die Hochschulen dazu verpflichtet werden alle relevanten
Dokumente auch in Englischer Sprache im Internet vorzuhalten, klare
Ansprechpartner für Gäste zu benennen sowie die Anzahl englischsprachiger
Studienangebote - insbesondere auf Masterniveau - langfristig signifikant
zu erhöhen.
Diversität - Um der Bedeutung von Diversität an den Hochschulen Rechnung
zu tragen, fordern wir die Aufnahme des Diversity-Beauftragten in das
Landeshochschulgesetz. Die Verpflichtung der Hochschulen zur Schaffung
entsprechender Stellen soll ein Bewusstsein für entsprechende
Konfliktlagen schaffen und insbesondere eine konkrete Anlaufstelle für
Betroffene von Diskriminierung sein.
Studierendenrechte stärken! Wissenschaftlichen Nachwuchs fördern! Gute
Wissenschaft fängt beim Nachwuchs an. Um attraktiv für Studierende und
junge Wissenschaftler*innen zu bleiben, sollen Studierendenrechte und
Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler gestärkt werden. Grade
Vereinbarkeit von Familie und Studium bzw. Arbeit sollen langfristig
verbessert und prekäre Abhängigkeits-verhältnisse an den Hochschulen
entschärft werden.
Kernprojekte
Studierendenrechte Stärken — Zur Verbesserung der Vereinbarkeit von
Studium und Familie fordern wir die Einführung kurzfristiger
Kinderbetreuungsmöglichkeiten (Kurzfristkita) an zentralen Hochschulorten
sowie die Schaffung besser Studienmöglichkeiten von Zuhause. Corona hat
gezeigt, dass in weiten Bereichen auch online-Studium möglich ist. Hier
sollen konkrete Angebote geschaffen werden, die in besonderen Situationen
das Präsenzstudium ersetzen können. Zudem fordern wir die Schaffung von
Koordinierungsstellen, die sich um die Belange von Studierenden mit
Familie kümmern und bei Lösungsfindungen helfen.
Mehr Sicherheit für wissenschaftlichen Nachwuchs — Die weitgehende
Abschaffung von Festanstellungen im Akademischen Mittelbau bedeutet eine
lange Unsicherheit und hohe psychische Belastung für den
wissenschaftlichen Nachwuchs. Nicht zuletzt halten wir dies auch für
schwierig im Hinblick auf Vereinbarung von Familie und Beruf und damit
gegenwärtig speziell auch für die Förderung von Frauen in der
Wissenschaft. Um dies zu ändern, fordern wir eine verstärkte
Wiedereinführung von Festanstellungen. Nach vorheriger Bewährungsphase
soll es wieder möglich sein auch dauerhaft im akademischen Mittelbau tätig
zu sein. Dies gilt auch für Juniorprofessuren. Hier fordern wir eine
generelle Koppelung an die Möglichkeit bei wissenschaftlicher Bewährung
Festanstellung zu erreichen.
Mehr Rechte für Doktoranden — Doktoranden arbeiten oft auf halben Stellen
und in klarer Abhängigkeit von einem einzelnen Betreuer. Um sich daraus
schnell ergebende Probleme zu vermeiden, fordern wir eine landesweite
Einführung von Betreuungskomitees für Doktoranden mit gleichwertigen
Ansprechpartnern, sowie die Schaffung von Ombudsstellen mit
Ansprechpartnern aus anderen Fakultäten, um Interessenskonflikte zu
vermeiden. Zudem fordern wir eine landesweite Festschreibung der Vergütung
für Doktoranden auf mindestens 65% TVL 13.
Vernetzung zwischen Einrichtungen verbessern! Mecklenburg-Vorpommern hat
als Land eine Reihe interessanter Hochschulen und Forschungsinstitute. Mit
Ausnahme einzelner Bereiche sind diese jedoch national und international
oft nicht sehr sichtbar. Dies führt unter anderem dazu, dass Stellen
(grade für den akademischen Nachwuchs) oft schwer zu besetzen sind. Ziel
Bündnisgrüner Politik ist daher eine virtuelle Vernetzung ähnlicher
Fachbereiche in verschiedenen Einrichtungen aber auch mit Teilen der
Wirtschaft zu schaffen. So sollen sowohl die Sichtbarkeit der Forschung im
Land als auch der Austausch zwischen den einzelnen Einrichtungen gestärkt
werden.
Kernprojekte
VernetzungSchaffen — Ziel Bündnisgrüner Politik ist es landesweite
(virtuelle) Center zu schaffen, in welchen sich Institutionen mit
ähnlichen Schwerpunkten zusammenfinden und ihre Aktivitäten koordinieren.
Die virtuelle Vernetzung soll zum einen dem Informationsaustausch dienen.
So der Zugang zu Informationen über Veranstaltungen für eventuell
interessierte Wissenschaftler von anderen Standorten leichter verfügbar
sein. Zudem sollen zum Beispiel Möglichkeiten für gemeinsame Workshops
oder Blockkurse für wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen werden. Nicht
zuletzt sollen klare Anknüpfungspunkte für die regionale Wirtschaft
geschaffen werden, um z.B. die Ausgründung von Start-Ups zu vereinfachen
und so Kompetenz verstärkt im Land zu halten. Um die Koordinierung solcher
Center zu gewährleisten sollen Mittel für Koordinator*innenstellen
bereitgestellt werden. Aufgabe der Koordinatoren soll vor allem die Pflege
des gemeinsamen Webauftrittes sowie die Organisation gemeinsamer
Aktivitäten sein.
Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern! Ziel
Bündnisgrüner Politik im Land ist es, den Austausch zwischen Wissenschaft
und Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu verbessern. Wir sehen
erfolgreiche Wissenschaftskommunikation als Teil politischer Bildung. Den
Austausch verstehen wir dabei wechselseitig: Themen aus der Wissenschaft,
die im Land bearbeitet werden, sollen stärker in die breite Öffentlichkeit
bzw. die Kommunal- und Landespolitik vermittelt werden.
Kernprojekte
Dialog Fördern — An verschiedenen Standorten hat sich ein Format der
“Nacht der Wissenschaft” bewährt, wo Wissenschaftler darstellen, womit sie
sich beschäftigen. Wir wollen die Einführung eines solchen Formates auch
an anderen Orten fördern und finanziell unterstützen. Zudem sollen
Möglichkeiten geschaffen werden, gesellschaftspolitische Themen aus
Mecklenburg-Vorpommern stärker in den wissenschaftlichen Diskurs im Land
einzubringen. Hierzu sollen entsprechende politische Rahmenbedingungen wie
Förderprogramme oder Themenmessen geschaffen werden.
Neue Technologien stärken - Verantwortungsbewusstsein fordern! Moderne
Wissenschaft wird nicht ohne neue Technologien machbar sein. Dies birgt
natürlich auch Risiken. Ziel Bündnisgrüner Politik ist es, neue
Technologien unter der Maßgabe von Verantwortungsbewusstsein und
Transparenz zu fördern. Wir sind ausdrücklich offen für neue Technologien
und Forschungsfelder; dies gilt insbesondere für alternative,
klimafreundliche Energieformen. Entscheidend ist eine offene
gesellschaftliche Kommunikation zu Möglichkeiten wie Risiken. Neues muss
möglich sein ebenso wie ein kritischer und offener Umgang mit involvierten
ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen. Freiheit und Verantwortung
sind nach unserer Auffassung in Kombination zu sehen.
Kernprojekte
Neues Fördern — Wir fordern die Vergabe von Landesmitteln unter anderem an
die Förderung neuer Technologien und Wissensfelder zu koppeln. Themen wie
Seuchenforschung oder Gentechnik sind dabei genauso förderfähig wie etwa
Forschung zu klimafreundlichen Energien. Entscheidend aus unserer Sicht
ist eine offene Kommunikation über Möglichkeiten und Risiken dieser
Forschung auch innerhalb der Gesellschaft und eine entsprechende
Mittelverteilung nach der Abwägung von Chancen und Risiken in jedem
Einzelfall.
Einführung Ethikforum — Um kritische Fragen transparent zu diskutieren
fordern wir die Einführung eines Landesethikforums, dass sowohl mit
Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen als auch mit Vertretern der
Gesellschaft besetzt ist.
Einführung Zivilklausel — Wir fordern eine generelle Verpflichtung der
Hochschulen des Landes, keine militärische Forschung durchzuführen.
Digitalisierung fördern! Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig es ist,
die Möglichkeiten der Digitalisierung auch kurzfristig nutzen zu können.
Die gilt sowohl für die Ausbildung als auch für Verwaltungsabläufe. Wir
sehen Studium für junge Menschen primär als “Anwesenheitsstudium”, da im
Kontakt miteinander auch soziale Kompetenzen gefördert werden. Darüber
hinaus jedoch setzen wir uns für eine Förderung alternativer
Studienangebote ein, welche sich primär an Berufstätige und Menschen mit
Sorgeaufgaben richten. Zudem halten wir es für dringend notwendig,
Verwaltungsabläufe unter Beachtung des Datenschutzes weitreichend zu
digitalisieren.
Kernprojekte
Schaffung Onlineangebot — Die Hochschulen des Landes sollen aufgefordert
aber auch gefördert werden, die Erfahrungen der Coronakrise konstruktiv in
die Schaffung eines klar strukturierten Onlineangebotes zu überführen.
Ziel ist dabei in begründeten Einzelfällen Möglichkeiten zu schaffen auch
ohne Präsenz das Studium fortzusetzen. Hierzu sollen Mittel für die
Lizenzierung entsprechender Software wie auch die Ausgestaltung
entsprechender Onlineauftritte bereitgestellt werden.
Digitalisierung Verwaltungsstrukturen — Um Verwaltungsabläufe digital
gestalten zu können, fordern wir Mittel für die Lizenzierung
entsprechender Software sowie die Weiterbildung der Verwaltungsmitarbeiter
bereitzustellen.
Lebensraum Hochschule verbessern. Dauerhaft gute Arbeitsleistungen
erfordern ein gesundes Arbeitsumfeld. Zur gesunden Gestaltung des
Lebensraumes Hochschule, setzen wir uns für eine konsequentere
Auseinandersetzung mit den vom bundesweiten Arbeitskreis
gesundheitsfördernder Hochschulen aufgestellten Grundlagen ein. Dazu
gehören u.a. Arbeitsschutz und Gesundheitsprävention, Bewegung und Sport,
Diversity-Mainstreaming, Suchtprävention, Kofliktberatung sowie Förderung
der psychischen Gesundheit. Zudem soll der Lebensraum Hochschule verstärkt
so gestaltet werden, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen
barrierefrei ihren Hochschulalltag gestalten können - sei es als
Studierende oder als Beschäftigte der Hochschulen.
Kernprojekte
Inklusive Bildung / Rahmenaktionsplan des Landes – Um die inklusive
Bildung an allen Hochschulen weiterzuentwickeln und die Gleichstellung der
Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen auch in der sozialen Stellung zu
erreichen, fordern wir den Ausbau bzw. die Neuauflage von
Landesförderprogrammen und die Einführung eines verbindlichen Aktionsplans
mit standardisierten wissenschaftsadäquaten Maßnahmen für alle Hochschulen
des Landes.
Gesundheitsmanagement Verbessern – Um die Belastungen besonders im
psychischen Bereich an den Hochschulen für alle Beschäftigten und
Studierende zu minimieren und ihre Ressourcen zu stärken, fordern wir die
rechtliche Verankerung des betrieblichen und studentischen
Gesundheitsmanagements im Landeshochschulgesetz und die Verpflichtung
aller Hochschulen, die 10 Gütekriterien des bundesweiten Arbeitskreises
gesundheitsfördernder Hochschulen (Stand: 2020) bei allen Entscheidungen
in Forschung und Lehre und Hochschul-Management zu berücksichtigen und
umzusetzen.
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